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Grundlagen

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Manierismus

Wiener Gruppe

G.R.Hocke: Manierismus I (in der bildenden Kunst)

Manierismus, historisch, 1520 - 1650, logisch, für alle Tendenzen, die der Klassik entgegengesetzt sind, mögen sie vorklassisch, nachklassisch oder mit irgendeiner Klassik gleichzeitig sein. (Curtius) (auch 1850-1950) Die Manieristen erstreben eine Vereinigung von Gegensätzen, aber diese dürfen dabei (anders als im klassischen Wollen) nicht verschwinden. Im objektiv-theologischen Verhalten werden Schönheit und Wahrheit durch Harmonie, im subjektiven durch Disharmonie verbunden. Klassik gestaltet das Objektive der Natur, Manierismus der Idee. Die Manieristen suchen überall die discordia concors - einträchtige Zwietracht (siehe: Woody Allen) oder die concordia discors - zwieträchtige Eintracht Die wichtigsten manieristischen Grundsätze: das Entfernte miteinander verbinden, das Naheliegende trennen. Simius (der Affe) ist eine simia (Äffung) der menschlichen Natur. Der Manierismus spielt gerade dann, wenn es ihm verzweifelt ernst ist, der Klassiker wird ernst, wenn er spielen möchte. Die Klassik will das <Verborgene>, das Mysterium in der <verständlichen>, nur <sublimierten> Natur zur Darstellung, der Manierismus will das <Verborgene> in einer <emblematischen>, in der <Idee> meist <deformierten> Natur zur Darstellung bringen. (...) Der Klassiker stellt Gott in seiner Essenz, der Manierist Gott in seiner Existenz dar. (...) Die Gefahr der Klassik ist die Erstarrung, diejenige des Manierismus die Auflösung. Die Klassik will die Idee in der Natur erscheinen, der Manierismus will die Natur in der Idee durchscheinen lassen. Zwei Urgebärden der Menschheit also, natürlich-künstlich, klassisch-manieristisch, Ungebrochenheit (der Instinkte)-Gebrochenheit. siehe: Leonardo und Adrian van der Werft

G.R.Hocke: Manierismus II (in der Literatur)

Die Wirkung jeder manieristischen Kunst liegt zwischen Schock und Langeweile. Die manieristische Tradition ist die Tradition des Disharmonischen und Irregulären. Notwendig scheint eine geistesgeschichtliche Speläologie - eine systematische kulturelle Höhlenforschung. - Des Gegensatzes zwischen klassisch und manieristisch (d.h. unverblümter und verblümter Redeweise) war man schon in vorchristlicher Zeit als Unterschied zwischen attizistisch und asianisch bekannt.
Als literarische Erscheinung siehe: Concetti Zu Witz und Wortspiel siehe Vorschule der Aesthetik (Jean Paul) Siehe auch ars combinatoria "Novalis" "Longin"

Allgemeines:
Im Manierismus vereinen sich (mit wechselnden Anteilen) Manier (lat. maniera - manus (Hand) manu (von Menschenhand, durch Kunst) und manie (griech. mania - Wut, Raserei, eine Form der geisteskrankheit). Manierismus: alla maniera di... (schon im 15.Jhdt. negativ, als Epochenbezeichnung erst im 19.Jhdt.))
Manierismus ist (triebpsychologisch) spezifische Gebärde eines bestimmten Ausdruckszwanges. Die spezifische Form des Scheiterns des Manierismus ist die Manieriertheit, die der Klassik der Klassizismus.
Manieristen sind Metaphoriker (zweifaches in eines fügen/Entlegenes zusammenzwingen).
Im Manierismus entdeckt der Mensch sich selbst.
Schöne Dinge findet man nicht, man macht sie.

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